Rückreise Argentinien

Es begann Tag 93 unserer Reise, der alles veränderte….

 

Auf dem Camp Ground am Laco Roca im Nationalpark Los Glaciares bekamen wir Besuch eines Parkranger, der uns zu verstehen gab, dass heute Abend ab 18.00 Uhr sämtliche Nationalparks in Argentinien infolge Conora Pandemie geschlossen werden. Womit wir uns plötzlich und unvorbereitet gezwungen sahen, von eine Stunde auf die andere unser lieb gewonnener Stellplatz hier zu verlassen. Es war Sontag Abend und mit uns befanden sich noch drei weitere chilenische und argentinische Camper und Ursi und Urs auf dem Camp-Ground. Wie es der Zufall wollte, trafen wir Ursi und Urs aus Luzern (mit einem Toyota Landcruiser unterwegs) hier auf dem Campingplatz. Dies sollte der Anfang unserer Leidensgenossenschaft werden. Infolge vorgeschrittener Abendzeit konnten wir gestrandeten Schweizer eine Galgenfrist bzw. weitere Übernachtung bis morgen früh erwirken.

 

Nach nächtlicher Besprechung untereinander beschlossen wir unserer Vorräte soweit wie möglich in der nächst gelegener Ortschaft in el Calafate am Morgen aufzustocken, und so schnell wie möglich in Richtung Norden zu fahren. Ein möglicher Exit aus Südamerika über Uruguay schien uns zu diesem Zeitpunkt am einfachsten und sichersten zu sein. Doch bis dahin galt es 3'500 km auf Strassen mit z.T. erheblichen Schlaglöcher zu bewältigen.

Auf der Fahrt lasen wir es uns nicht nehmen und machen einen kurzen Abstecher zum Monte Fitz Roy, der sich in voller Pracht und wolkenlos präsentiert. Ein seltener und kurzer Anblick zum Abschied. Am Abend versuchten wir eine Bleibe in Tres Lagos auf dem örtlichen Camping zu bekommen. Die Besitzerin wusste nicht recht wie in dieser neuen Situation mit uns Gestrandeten umzugehen ist. Sie zeigte Verständnis und lies uns für ein Nacht hinter verschlossenen Toren gewähren. Kurz darauf folgte ein erster Besuch der Polizei gefolgt mit einem weiteren und im Beisein eines Sanitäters. Unsere Personalien wurden aufgenommen und wir wurden gefragt, wie lange wir uns schon in Argentinien befinden. Angeblich ist es von Bedeutung, dass man sich länger als 14 Tage in Argentinien befindet, und sich somit nicht mit dem Virus infiziert hat.

 

Zur allgemeinen Info: Seit Mitte März wurde über ganz Argentinien eine komplette Ausgangssperre verhängt, welche zurzeit noch anhält. Es ist das einzige Land in Südamerika, das die Massnahmen so rigoros umsetzt. (Bis heute mit Erfolg, wenn man die Fallzahlen anschaut.) Argentinien verfügt über eigene Ölvorkommen und die Agrarwirtschaft deckt das Bedürfnis über seine Landesgrenzen ab. Der Pesos erreicht erneut einen Tiefstand und die Geldentwertung ist unaufhaltsam. Das argentinische Volk ist sich gewohnt mit Krisen umzugehen. Nur so ist für uns Europäer erklärbar, dass man sich der Freiheitsberaubung nicht widersetzt und vollumgänglichen Gehorsam leistet. Hier in Argentinien wird Sicherheit vor Freiheit gelebt. Bei uns in Europa und speziell in der Schweiz wird Freiheit vor Sicherheit gelebt. Beide Systeme befinden sich nun auf dem Prüfstand; warten wir einmal ab….

Am Morgen ging es dann weiter in Richtung Norden mit Etappenziel Perito Moren. Die Strassen waren wie leergefegt. Ausser LKW mit Sprit und Gütertransport kam uns niemand entgegen. In Perito Moren steuerten wir als erstes den örtlichen Campingplatz an. Dort am Eingang haben sich schon Polizei und Sanitätsfahrzeuge angesammelt. Nach Nachfrage bei einem zuschauenden Passanten wurde uns erklärt, dass sich im Camping eine ausländische Touristengruppe befinde, bei welchen der Conora Virus nachgewiesen wurde. In letzter Sekunde wendeten wir unsere Fahrzeuge, bevor wir ihre Aufmerksamkeit bekommen hätten. An einer Tankstelle geparkt und in Deckung zwischen weiteren LKW haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen. Unsere Fahrzeuge standen in Abfahrbereitschaft und mit Fahrzeugnummernschild ohne CH Kennzeichnung. Es klopfte erneut an unsere Fahrzeugtüre und drei mit Mundmasken und Gummihandschuhen bewaffnete Polizisten standen vor der Tür. Erneute Personalaufnahme mit Frage des Gesundheitszustandes und Aufenthaltsdauer in Argentinien. Mit Routen Tipps für die morgige Fahrt verabschiedeten wir uns voneinander und ein tiefer Schlaf zwischen LKW-Motorengeräusch setzte ein.

 

Tag drei unserer «Flucht» in Richtung Norden hat begonnen. Noch bevor wir die Tankstelle verlassen haben, nutzten wir die WiFi Verbindung, um Kontakt mit weiteren früher kennen gelernten Overlander aufzunehmen. Die «French Family» war (was sich später herausstellte) unsere bisherige Rettung. Sie befanden sich auf einem Weingut mit Camp-Möglichkeit ca. 700 km nördlich von uns. Auf Nachfrage beim Gutsbesitzer, welcher ein Kontingent für gestrandete Overlander besass, erhielten wir grünes Licht für unsere Weiterfahrt. Wir waren somit angemeldet und freuten uns auf eine vorerst sichere Bleibe. Die Fahrt beinhaltete eine Überschreitung in eine neue Provinz namens Chubut. Wie sich später herausstellte diese Provinz die Sicherheitsmassnahmen sehr genau, akribisch und z.T. willkürliche umzusetzen versuchte. Es folgten einige Strassensperren mit Kontrollen, wo uns die Weiterfahrt erst nach langen Diskussionen und Rückfragen gewährt wurde. Unter zu Hilfe nahmen von Schleichwegen mit Off Road Einsatz erreichten wir am Abend schlussendlich unser Etappenziel. Glücklich angekommen wurden wir nebst unserer «French Family» von weiteren gestrandeten Overlander aus Kanada, England und Argentinien willkommen geheissen. Der Gutsbesitzer zeigte mit sichtlichem Stolz seinen Betrieb und bot uns einen Platz direkt an einem Bächlein an. Wir bisher Gejagten kamen nun in den Genuss eines Timeout, um weiter planen zu können. Dabei gingen wir den Deal ein, uns für die nächsten 14 Tage hier unter Quarantäne zu stellen. Was nicht ganz zu verachten war…www.vinasdelnantyfall.com.

 

Wir befanden uns so zu sagen in einem goldenen Käfig. Campingplatz zwischen den Weinreben und direkt an einem idyllischen Bächlein gelegen. Warme Duschen am Abend mit super sanitären Anlagen. Kiosk mit einheimischen Produkten und natürlich hauseigenem Wein. Und wenn etwas fehlte war Sergio (Eigentümer) darum besorgt, dies im nahegelegenen Supermarkt zu besorgen. Einzig ihm stand das Privileg zu sich ausserhalb des Weingutes zu bewegen. Unser Aktionsradius belief sich vom Ende der Weinreben bis zum Bächlein, welches sich geruhsam durch das Grundstück schlängelte. Der patagonische Herbst machte sich allmählich bemerkbar. Mit kalten Nächten und milden ja fast sommerlichen Temperaturen tagsüber. Die Landschaft veränderte sich farblich von Tag zu Tag von grün über gelb bis am Schluss die rötliche Verfärbung Einzug hielt. Der Winter steht im Hinterzimmer und wartet auf Einlass. Die Zeit vertrieb man sich mit selbstgemachten Brotbacken, Beihilfe bei der anfallenden Gartenarbeit, Waschen wenn das Bedürfnis nach wohlriechender Wäsche aufkam und und….Wir durften in der Zwischenzeit drei Geburtstage feiern, eine Weindegustation absolvieren und ein typische argentinisches Asado uns einverleiben. Jeder versuchte sich auf seine Weise in der Gemeinschaft mit einzubringen. Was zu sehr schönen, bereichernden und emotionalen Momenten führte. Wir wurden zu einer grossen Familie mit entsprechender Wertschätzung und Akzeptanz. So wurde ein Tipi gebaut, Holz geschnitzt, Feuer gemacht für unseren länderübergreifenden Brot back Contest, Pizza zubereitet, verschiedene landestypische Dessert zum Degustieren mit anschliessendem Verzerr angeboten etc.

 

Dies war wohl die grosse Ruhe vor dem Sturm. Kurz vor Ostern wurden wir vom EDA und Konsulat in Buenos Aires informiert, dass ein weiterer und bisher letzter Rückholflug aus Argentinien bzw. Südamerika organisiert werde. Eine innere Anspannung kehrte zurück. Wir mussten uns entscheiden, ob wir jetzt unser lang ersehnter Traum eine Auszeit in Südamerika ein Ende setzen sollen. Wir entschieden uns für die Sicherheit vor Freiheit und in die Schweiz zurück zu kehren. Somit stand das Programm über die Ostern für uns auch schon fest. Unser Ziel war es die beiden Fahrzeuge an die Ostküste zu bringen, wo wir diese in einen Übersee-Container verladen können. Von dort einen Transfer zu organisieren, welcher uns nach Buenos Aires bringen wird. Es folgten Korrespondenzen zwischen EDA/Konsulat in BA, Verschiffungsagenten, Jetagenten und Anmietung einer Wohnung für unser Rückreise. Wir nutzten die gute WiFi-Verbindung die wir hier noch hatten, um all unsere benötigten Dokumente und Bewilligungen zu empfangen und auszudrucken.

 

Nun stand es fest. Wir werden am Oster-Montag unser geschütztes Nest verlassen, und uns erneut in den Haifischteich begeben. Am morgen früh kurz vor 7 Uhr begann unser Exit aus Argentinien. Sergio begleitete uns bis zum ersten Check-Point, wo seine Unterstützung gezwungenermassen endete. Es folgte eine emotionale Verabschiedung und wir wurden mit Polizei Eskorte zum örtlichen Spital begleitet. Dort folgte eine ärztliche Kontrolle. Uns wurde auf einem Zettel attestiert, dass wir fieberfrei und gesund sind. (Dieser unscheinbare Zettel sollte zu einem für uns wichtigen Dokument werden) Weiter ging es mit Polizei Eskorte in unserem mini Konvoi bis zur nächsten Ortschaft. Den genauen Streckenplan mussten wir vorgängig bekannt geben, da noch immer eine Ausgangssperre verhängt war. Erneut wurden wir mit blinkendem Blaulicht durch eine weitere Ortschaft eskortiert. Dabei wurden so manche Hinterhof Strassen genutzt, um die Strassensperren (gekippte Sandberge auf Strasse) zu umfahren. Am Ortsausgang wurden noch einmal all unsere Papiere kontrolliert. Es folgten 700 Km Fahrt auf menschenleeren Strassen und einzigartigen landschaftliche Szenarien, welche an uns vorbeizogen.

Wir erreichten unser Etappenziel Puerto Madryn, welches wir schon kannten auf unserem Weg nach Penisula Valdes. Am Check Point wo wir vor sechs Wochen noch als Gäste willkommen geheissen wurden, war kein Weiterkommen mehr möglich. Wir mussten in diese Stadt kommen. Ansonsten unser Vorhaben der Fahrzugverschiffung scheitern würde. Uns wurde erklärt, dass all unsere Papiere korrekt seien. Jedoch es wo anders liege um uns hier rein zu lassen. Nach dem Grund gefragt zeigte der Finger des Polizisten in Richtung Himmel und auf unsere Fahrzeug-Kontrollschilder. Nach etlichen Abklärungen und Diskussionen folgte eine spontane Entscheidung uns zu unserer gebuchten Wohnung zu eskortieren. Angekommen vor Ort wurden wir durch die Vermieterin sehr herzlich empfangen. Doch eine Anwohnerin war nicht so glücklich über unser Erscheinen. Was sich später herausstellte mit für uns schwerwiegenden Folgen! Es klopfte spät abends an unserer Wohnungstür wo sich eine Beamtin und ein Sanitäter befanden. Ausgerüstet mit Mundschutz, Plastikhandschuhen und Fiebermesser. Nach Aufnahme unserer Personalien und Präsentation unserer am Morgen erhaltenen Gesundheit Attest haben sie sich dankend verabschiedet.

 

Am nächsten Morgen wurden wir zwei Fahrer vom ortsansässigen Spediteur Agenten abgeholt und zum Hafen gefahren. Wo wir die vorgefertigten Zolldokumente für die Verschiffung unterzeichneten. Zurückgekommen in unserer Unterkunft klopft es erneut an unserer Wohnungstür. Zwei Polizeioffiziere machten ihre Aufwartung bei uns und unserer Vermieterin. Erneut wurden all unsere Dokumente und Bewilligungen gescheckt und für richtig befunden. Uns wurde unmissverständlich erklärt, dass wir hier nicht länger bleiben können und wir sollen die Stadt verlassen. Unser Fluchtmodus lief nun auf Hochtouren. In Abklärung mit unserem vor Ort Agenten versuchten wir unsere fahrbaren Untersätze von hier weg zu bekommen. Damit wir keine Fahrmöglichkeit mehr haben, um von hier weg geschickt zu werden. Die Zollbehörden im Hafengelände erklärten sich einverstanden, dass wir sofort die Fahrzeuge im Zollfreihafen Gelände in einem Gebäude parkieren können. (Was in der Regel nach Unterzeichnung der Zolldokumente etwa drei Tage dauern würde.) Abgemacht war das uns der Agent vor Ort auf dem vorbeiweg abholen kommt, und wir die Fahrzeuge zum Hafen überführen werden.

 

Doch es kam anders…. Kaum das Telefonat beendet klopfte es erneut an unserer Wohnungstür. Zwei noch mehr dekorierten Polizeibeamte mit Geleitschutz standen vor der Tür. Unsere Vermieterin und später unser abholender Agente gerieten in ein Wortgefecht, welches zu eskalieren drohte. Jetzt kam der Zeitpunkt wo uns unsere Botschaft in Buenos Aires nur noch weiterhelfen konnte. Mit Kontaktaufnahme und Schilderung unserer Situation standen die Alarmglocken wohl auf Rot in unserer Botschaft. Die Konsulin trat in telefonischen Kontakt mit den anwesenden Polizeibeamten. Diese erklärten sich nicht zuständig und verwiesen auf seinen Vorgesetzten, welcher der Höchste und somit Entscheidungsträger in dieser Provinz ist. Nach bangen warten aller Anwesenden kam dann die entscheidende Nachricht. Wir dürfen weitere 48 Stunden für die Abwicklung und Organisation unserer Fahrzeugverschiffung und Weiterreise hier vor Ort verbleiben. Um diese Entscheidung zu erwirken wurde auf den humanitären, im Völkerrecht verankerten Grundsatz verwiesen, dass man Flüchtlinge auf dem Weg in ihre Heimat nicht hindern darf. Uns wurde erstmals bewusst welcher Willkür wir ausgesetzt sind. Unsere Reisefreiheit hat sich mit dem Lockdown schlagartig verändert. Die weiteren Entscheidungen sind fremdbestimmt. Im Bewusstsein dieser Erkenntnis mussten wir auch immer einen Plan B bereithalten.

 

Doch vorerst brachten wir unsere Fahrzeuge, wie ursprünglich vorgesehen mit polizeilicher Eskorte und eingeschaltetem Blaulicht am Anfang und Ende des Minikonvois zum Hafen. Dies geschah angeblich zu unserem Schutz, da die örtliche Presse über unser dasein berichtet hat. Die Fahrzeuge wurden durch einen Zollbeamten auf irgendwelche Mitbringsel kontrolliert, und in einer Halle geparkt und abgeschlossen. Die Schlüssel übergaben wir unserem Agenten, welcher morgens die Fahrzeuge in den schon bereit gestellten Container verladen wird. Zurückgekommen in unserer Wohnung und ohne Fahrzeuge vor unserer Haustür, wurden wir von unseren Mitfahrerinnen und Vermieterin gebührend empfangen. Der erste Teil der Verschiffung schien auf zu gehen.

Am nächsten Morgen kurz vor Mittag erreichten uns Bilder die bestätigten, dass unsere Fahrzeuge sicher im Container verladen, verzurrt und der Container verschlossen und verplombt ist. Somit steht nichts mehr im Wege, und wir freuen uns diesen Container ca. Mitte Juni in Basel in Empfang nehmen zu dürfen.

 

Nun galt es unser Transport von hier weg nach Buenos Aires weiter zu organisieren. Wir standen schon vorzeitig in Kontakt mit einem Charterflug Agenten für den Rückflug. Der Flug war für morgen Donnerstagnachmittag vorgesehen, auf welche auch unser 48 stündige Verlängerung ausgelegt war. Bis zum Mittwochmittag hatte jedoch der Charterflugbetreiber noch keine Landeerlaubnis um uns von hier raus zu fliegen. In dieser Ungewissheit mussten wir nun auch noch Plan B organisieren. Dieser sah vor, dass wir hier vor Ort zwei kleinere Mietautos (unbeschriftet und nicht in weisser Mietwagenlackierung mit argentinischen Kontrollschildern) bereitgestellt bekommen. Diese würden unmittelbar vor unserer Abfahrt hier vor die Haustüre angeliefert. Geplant wäre, dass wir am Freitagmorgen früh losfahren und die verbleibenden 1'500 km nach Buenos Aires durchfahren würden. Damit wir den bisher letzten Rückflug in die Schweiz nicht verpassen würden. Mit der Mietwagenbereitstellung mussten auch noch die entsprechenden Bewilligungen und Passierscheine organisiert werden. Die Zeit schien uns davon zu laufen…. Am Mittwochabend kam die ernüchternde Antwort, dass ohne garantierter Rückflugbestätigung in die Schweiz keine Landeerlaubnis für unseren Reparitierungsflug von hier aus bewilligt würde. Obwohl dies zwar gegen das vorgängig erwähnte Menschenrecht verstösst, welches auch hier zur Anwendung käme. Bis spät in die Nacht wurde an allen Fronten gearbeitet, um unsere Ausreise zu organisieren. Am Donnerstagmorgen kam die sehnlichste erwartete Rückflugbestätigung. Die Flugzeugbesatzung für unseren Charterflug, welche uns von hier ausfliegen sollte, war auf Stand-by und für uns somit startklar. Am frühen Nachmittag kam die Bestätigung das der Jet gestartet ist und voraussichtlich am späten Nachmittag hier in Puerto Madryn eintreffen sollte. Dürfen wir uns nun schon freuen und in Sicherheit wähnen? Die letzten paar Wochen haben gezeigt das sich die ein Tür öffnet und sich die nachfolgende gleich wieder verschliesst. Diesmal war das Glück auf unserer Seite. Wir packten all unsere Habseligkeiten und verabschiedeten uns von unserer Vermieterin mit ihrem Mann. Sie setzte sich wie eine Löwin für uns und die Gerechtigkeit ein. Sie war ein weiterer Engel auf unserem Weg nach Hause. Der Agent vor Ort erklärte sich bereit uns in seinem unscheinbaren Pick-up zum angrenzenden Flughafen zu fahren. Er erklärte uns am Schluss das seine Tochter das gleiche Schicksal ereilt hat. Sie sass vor einem Monat in Asien fest, und er unsere Situation mit Bangen und Hoffen nachvollziehen kann.

 

Der ganze Flughafenbetrieb musste hier in Puerto Madryn für unseren «Reparitierungsflug» hochgefahren werden. Fluglotsen, Gepäckkontrolleure, Grenzpolizisten und sogar ein Krankenwagen wurde an den Flughafen geordert. Denn seit dem Lockdown von Mitte März ist hier keine Maschine mehr gelandet. In ihren Gesichtern erkannten wir ein Lächeln, denn auch sie erhoffen sich eine baldige Rückkehr zur Normalität, um wieder ihren gewohnten Arbeit nach gehen zu können. Buen viaje. Der Flug dauerte zwei Stunden und war von einem wunderbaren Sonnenuntergang geprägt. Am Flughafen von Buenos Aires angekommen sahen wir all die gegroundeten Maschinen. Der Chauffeur der uns vom Flugzeug zum Ausgang begleitetet erklärte uns, dass heute nur zwei Flugbewegungen auf diesem internationalen Flughafen stattgefunden haben. Dies war ein Cargo Flug und unser Flug mit vier Passagieren. Unvorstellbare welch wirtschaftliches Ausmass diese Pandemie annehmen wird. Mit einem Taxi wurden wir zu unserem Hotel gebracht. Die Zufahrtstrassen und Autobahnen waren leergefegt und menschenleer. Im Hotel angekommen trafen wir auf weitere uns bekannte Overlander. Am Samstag wurden wir zum Flughafen gefahren, wo wir überglücklich die vom EDA organisierte Maschine der Edelweiss Air bestiegen die uns nach Hause bringen wird.

 

Wir hatten in dieser nicht einfachen Zeit sehr interessant und emotionale Begegnungen. Mit Menschen die uns wohlwollend, aufopfernd und emotional unterstützend zur Seite standen. Ohne sie hätten wir diese organisatorische Gewaltleistung nicht bewältigen können. Es war ein grosses Puzzlespiel wo alle Teile ineinandergreifen mussten. Die Situation hat uns alle geprägt und wir hoffe, dass wir daraus lernen und ein wenig demütiger werden. 

Quarantäne Nant y Fall / Trevelin

Südargentinien